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Künstliche Intelligenz wird im Mittelstand bisher kaum genutzt: Woran liegt es wirklich?

Woran liegt es, dass Künstliche Intelligenz (KI) bisher kaum genutzt wird? Wir haben mit über 50 verschiedenen kleinen und mittleren Unternehmen aus ganz Deutschland gesprochen, um aktuelle Hürden zu identifizieren. Dabei fanden wir auch viele Beispiele für eine erfolgreiche KI-Integration.
Künstliche Intelligenz wird im Mittelstand bisher kaum genutzt: Woran liegt es wirklich?

In der öffentlichen Wahrnehmung wird häufig davon ausgegangen, KI sei ausschließlich eine Technologie für große Konzerne. Doch die Anwendungsbereiche von KI sind ebenso vielfältig wie die Anwender:innen von denen sie eingesetzt werden – beispielsweise von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Einige KMU profitieren schon heute von den Potenzialen künstlicher Intelligenzen. Doch obwohl die Digitalisierung längst in KMU angekommen ist, herrscht noch immer Aufholbedarf bei der großflächigen Integration von KI-Lösungen.

Künstliche Intelligenz im deutschen Mittelstand – Herausforderungen und Best-Practices

Vielen mittelständischen Unternehmen fällt es schwer, geeignete KI-Anwendungen für ihr Unternehmen zu identifizieren. Grund dafür ist die Unübersichtlichkeit von KI-Anwendungsfällen am Markt sowie fehlendes Know-how über KI in der Belegschaft. Das zeigen die Ergebnisse einer Erhebung zum Thema KI im Mittelstand, die das Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) im Rahmen des Projekts _Gemeinsam digital durchführte.

Ziel war es, die Herausforderungen und Bedarfe von KMU bei der Integration von KI zu untersuchen. Dazu führten wir insgesamt 52 Interviews mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Mittelstand durch. Diese Interviews unterteilten sich in 37 sogenannte “KI-Sprechstunden” und 15 Podcasts.

In der “KI-Sprechstunde” ging es primär um die Hindernisse bei der Implementierung von KI sowie um geeignete Anwendungsfälle und -bereiche im Unternehmen, wie z.B. das KI-basierte Einlesen von Rechnungen. Im Podcast “Smarter Mittelstand geht es vor allem um Best Practices – also erfolgreich umgesetzte Projekte im Bereich KI oder Digitalisierung.

Wo liegen die Hürden beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)?

Die Studie des HIIG zeigt, dass der zentrale Grund für das zögerliche Voranschreiten bei der Nutzung von KI in KMU fehlendes Know-how ist. Fast drei Viertel aller Befragten, gaben zu wenig Expertenwissen als größte Herausforderung bei der Einführung von KI an.

Das Bild zeigt eine Grafik: Wo liegen die Hürden beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)?
Hürden beim Einsatz von KI

Nur knapp 15 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen nutzen bereits KI-Anwendungen.

Neben den digitalen Kompetenzen mangelt es den KMU auch an einem Überblick über die eigenen Daten. Demnach ist oft unklar, welche Daten in welcher Form zur Verfügung stehen, um geeignete KI-Anwendungen zu trainieren und implementieren.

In den Interviews zeigte sich deutlich, dass bestehende Marktangebote zu KI-Technologien für die Zielgruppe Mittelstand nicht transparent und verständlich genug aufbereitet sind.

Anschauliche Anwendungsbeispiele sind nur begrenzt verfügbar.

Ein weiterer wichtiger Faktor der nach eigener Marktrecherche auffällt: Viele KI-Anwendungen benötigen große Datenmengen und hohe individuelle Anpassungen. Daher richten viele Dienstleister:innen für KI-Technologien ihre Angebote auf Konzerne oder große bis mittelgroße Unternehmen aus. All dies hindert Mittelständler:innen daran, Kosten-Nutzen-Effekte für ihr Unternehmen gezielt einzuschätzen. Besonders kleinere Unternehmen haben Schwierigkeiten, die Anwendungsfälle genau zu identifizieren, um entsprechende finanzielle Investitionen zu kalkulieren.

Nichtsdestotrotz lohnt sich das Auseinandersetzen mit möglichen Anwendungsfällen!

Wofür wollen KMU KI-Anwendungen nutzen?

Die Automatisierung von internen Prozessen durch KI (z.B. KI-basierte Rechnungserfassung) wird von einigen der befragten Unternehmen forciert. Ziel hierbei ist, die Arbeitsleistung der Mitarbeiter:innen von repetitiven zu strategischen Aufgaben zu verschieben.

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Aus der Studie geht hervor, dass die Einsparung von Personal bei den meisten der befragten Unternehmen bislang eine untergeordnete Rolle spielt. Großen Nutzen sehen die Unternehmen darin, durch KI mehr über die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden zu erfahren. Auch die Nutzung von intelligenten Chatbots für Standardanfragen von Kunden:innen ist für eine Vielzahl an KMU über alle Branchen hinweg interessant.

Während für Industriebetriebe vor allem die vorausschauende Wartung von Bedeutung ist, identifizieren Handelsunternehmen eine KI-basierte Absatzprognose als besonders geeignet für ihre Prozesse. Demgegenüber plant nur eine Minderheit der Befragten KI für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu nutzen. Im Fokus stehen eher Effektivitätssteigerungen.

Checkliste: Erfolgsfaktoren für den Einsatz von KI-Anwendungen im Unternehmen 

  • Angepasste Lösung durch Kooperation mit Startups und Instituten der angewandten Forschung
    KI-Anwendungen müssen häufig an die jeweiligen individuellen Unternehmensbedürfnisse angepasst werden (z.B. trainieren von KI-Modellen/ Algorithmen mit relevanten Daten). Vielen KMU fehlt diese Expertise bisher. Eine Zusammenarbeit mit Startups oder Forschungsinstituten kann daher für die Innovation im Unternehmen fruchtbar sein.
    Die Innovationsmanagerin Kerstin Fiedler aus dem Unternehmen META-Regalbau beschrieb die Suche nach einem passenden Kooperationspartner so:

Man sollte erst einmal im eigenen Umfeld schauen […]. Man muss jetzt nicht unbedingt nach Berlin fahren oder vielleicht ins Silicon Valley sondern es reicht dann oft in den Nachbarort zu schauen was dort die Startup-Szene macht.

  • Unternehmenskulturen zueinander bringen
    Für eine erfolgreiche Kommunikation rund um das Thema KI muss Informationsaustausch über Abteilungs- und Hierarchie-Grenzen ermöglicht werden. “Wir hatten schon von Anfang an eine Affinität für Startups, deren Kultur und Herangehensweise. […] Das  war eine Grundvoraussetzung”, erklärt die Geschäftsführerin Kerstin Hochmüller von Merantec, einem Hersteller für IoT-Torlösungen.
  • Fehlerkultur starten
    Martin Lange, Geschäftsleitung Vertrieb & Marketing bei BEULCO, einem Unternehmen aus der Trinkwasserbranche, beschreibt die Transformation von einem starren Perfektionismus zu einer lebendigen Fehlerkultur so:

Wir stellen Produkte her, die eine extrem hohe Qualität haben, die 40 Jahre lang halten müssen und da dürfen eigentlich gar keine Fehler passieren. Und jetzt transformieren wir uns und sagen, ‘okay wir dürfen auch Fehler machen’. Das Wichtige ist nur, dass wir früh Fehler machen und schnell daraus lernen und es besser machen.

  • Rückendeckung durch CEO und Integration der operativen Abteilungen
    Fast alle befragten Unternehmen betonten, wie wichtig die Involviertheit der Geschäftsführung bei der digitalen Transformation des Unternehmens ist. Denn KI-Anwendungen können viele Arbeitsbereiche umfassen und bedürfen einer umfassenden und langfristigen Betreuung. Alle relevanten Geschäftsebenen müssen demnach frühzeitig am Projekt beteiligt und aktiv eingebunden werden.
    Das Unternehmen META-Regalbau holte sich im Vorfeld der KI-Implementierung verschiedene Expertisen der jeweiligen Mitarbeitenden ein:

Bevor man wirklich mit Startups zusammenarbeitet, sollte man den Prozess genau anschauen und mit den Leuten reden, die die Prozesse bedienen – die haben am meisten Ahnung.

  • Mit kleinen Schritten herantasten
    Ist das Potenzial erst einmal ausgelotet, sollte in kleinen Schritten ausgewertet werden, wo die jeweilige KI-Technologie einen Mehrwert bringt. Beginnend mit kostenlosen Demos über Workshops bis hin zu einem Proof of Concept (Machbarkeitsstudie) kann zügig und kostengünstig eruiert werden, wie und wo KI-Anwendungen am besten im Unternehmen eingesetzt werden können.
  • KI und Change-Management
    Erfolgreiche KI-Projekte basieren auf klarer Kommunikation im Unternehmen. Transparenz und das Ansprechen von Bedenken sind Teil einer offenen Kommunikation. Die Vorteile für die Mitarbeitenden müssen deutlich dargelegt werden. Workshops zu KI-Anwendungen im betrieblichen Alltag schon vor Beginn der Implementierungsphase sind ein gutes Mittel, um Transparenz zu schaffen und alle Mitarbeitergruppen mit einzubeziehen.“Von Anfang an Transparenz schaffen. So wird die Digitalisierung nicht abgewimmelt”, sagt Kerstin Fiedler, META-Regalbau. Zudem liegt ein hoher Wert im Feedback der Mitarbeiter:innen, um die jeweilige KI-Anwendungen optimal auf den angestrebten use case anzupassen.

Schritt für Schritt Richtung KI

Für einen Großteil der KMU wird KI in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, wenn die sie langfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen. In vielen Bereichen kann KI einen starken Mehrwert liefern – z.B. für ein besseres Verständnis von sich stetig ändernden Kundenbedürfnissen.

Viele der Hindernisse für eine Implementierung von KI liegen im jeweiligen Unternehmen selbst, was eine gute Nachricht ist, da diese Hürden aus eigener Kraft bewältigt werden können. Oben erwähnte externe Hindernisse sind ebenso überwindbar und werden wahrscheinlich durch besser standardisierte Dienstleistungen aufseiten des Marktes abgebaut.

Daher gilt für KMU, sich mit dem Thema KI zu befassen, sich von anderen inspirieren lassen und mit kleinen Schritten heranzutasten. Falls Sie ein hohes Potenzial für das eigene Unternehmen aufspüren, dann heißt es mutig zu sein und dem Motto “einfach machen” folgen.

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